Die Signaturen bestehen typischerweise von links nach rechts aus
- einer arabischen Zahl, z.B. 69.
- einem lateinischen Kleinbuchstaben, z.B. n.
- bei älteren Instrumenten (vor ca. 1950) einer römischen Ziffer, z.B. III
Abb.1: Signatur 69.n. |
Abb. 2: Instrument Eichhorn, Tonart A-D, 3-chörig, 18 Bässe, 10 Kreuztöne mit der Signatur 69.n. |
Die Angaben sind wie folgt zu lesen
- Die arabische Zahl 69 bedeutet, dass es sich um das 69. Instrument aus einer Serie von 100 Instrumenten handelt.
- Der lateinische Kleinbuchstabe gibt die Serienbezeichnung an. In diesem Fall handelt es sich um die Serie mit der Bezeichung n.
- Eine römische Ziffer fehlt bei diesem Instrument neueren Datums.
Die Signaturen wurden nach folgendem Prinzip angebracht: In der Manufaktur wurden die neu hergestellten Instrumente unterschiedlichen Typs in der Stimmstube fortlaufend von 1 bis 100 nummeriert. Eine Gruppe von 100 Instrumenten bildete eine Serie, in diesem Fall die Serie n. Wurde die Ziffer 100 erreicht, dann wurde auch die Serienbezeichnung nach dem Alphabet fortlaufend gewechselt. Also nach dem Instrument 100.n. wurde das nächste Instrument mit der Signatur 1.o. versehen.
Wie bereits in Teil 2 erläutert wurde, ist es möglich, anhand des Schriftbildes den Urheber der Signatur zu bestimmen. In diesem Fall war es Alois Eichhorn. Damit ist eine grobe Datierung möglich, da Alois Eichhorn (1924-2005) Instrumente ab 1945 bis 2005 signiert hat. Das Instrument wurde demnach in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hergestellt.
In der Stimmstube wurde über jedes hergestellte Instrument genau Buch geführt. Die Bezeichnungen der Instrumente sowie der Instrumententyp wurden in Kalendern festgehalten. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass die Kalender eigentlich nichts über das effektive Produktionsdatum aussagen, da die Kalender einfach anstelle von einem Notizbuch verwendet wurden. So finden sich z.B. im Kalender von 1966 die Angaben zu den Instrumenten, die im Zeitraum Ende 1966 bis Mitte 1972 hergestellt wurden.
Abb. 3: Umschlag des Kalenders 1966 |
Damit kann gesagt werden, dass das Instrument mit der Signatur 69.n. in den ersten Monaten des Jahres 1968 hergestellt wurde.
Neben dem Eintrag in den Kalender wurde jedes Instrument mit seiner Signatur in einem Stammbuch eingetragen. Beim Verkauf des Instrumentes wurden das Verkaufsdatum, der Name des Käufers und ev. der Kaufpreis eingetragen.
Abb. 6: Umschlag des Stammbuches 1953-1984 |
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Instrument mit der Signatur 69.n. in den ersten Monaten des Jahres 1968 gebaut und von Alois Eichhorn gestimmt wurde. Es wurde am 5. März 1970 an das Musikhaus Steck in Langnau verkauft.
Das Beispiel mit dem Instrument 69.n. wurde deshalb gewählt, weil in diesem Fall die ganze Linie - vom vorhandenen Instrument über den Kalendereintrag bis zum Stammbucheintrag - verfolgt werden kann und sich so das Prinzip des Codes, bzw. der Signatur vollständig darstellen lässt. In Teil 4 werde ich erläutern, warum dies zur Zeit in vielen Fällen noch nicht möglich ist.
Zum Abschluss dieses Teils ein weiteres Beispiel aus den Archiven für den Liebhaber
Abb. 8: Leo Schelbert (z Tönis Leo, 1905-1966), bedeutender Akkordeonist und einer der zahlreichen Muotathaler Komponisten. |
Abb. 9: Kalender 1960 mit Eintragungen zu den Instrumenten mit Baujahr Ende 1960 bis 1965. Das Bildmotiv ist nicht ganz zufällig, da die Eichhorns grosse Autoliebhaber waren. |
Abb 10: Das Kalenderblatt zeigt den Wechsel der Signatur von 100.b. auf 1.c. (auf Höhe 17. Februar). |
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