Abb. 1: Portrait, Datum unbekannt |
+ Alt-Siegrist Alois Suter-Pfyl, Kaltbach-Schwyz
(genannt Lisäbethler)
Mit Alois
Suter-Pfyl ist ein Original heimgegangen. Wir halten uns deshalb in diesem
Nekrologe möglichst getreu an die ebenfalls originellen Aufzeichnungen über
ihn. - "Es ist dem Menschen gesetzt, einmal zu sterben", das
bewahrheitete sich auch an Vater Alois, der im patriarchalischen Alter von 89
Jahren verschieden ist. Er hatte ein bewegtes Leben hinter sich. Seine Wiege
stand im Ried-Muotathal. Geboren am 14. Juli 1861 waren seine Eltern Alois
Suter, Landwirt, und Agatha Suter von Muotathal. Zu Geschwistern zählte er nur
seinen Bruder, Joh. Josef, der am 15. März 1936 heimgegangen ist. Der Vater war
schon Siegrist im Ried und starb im Alter von 41 Jahren, Alois war damals 2
einhalb Jahre und Joh. Josef 6 Monate alt. Die Mutter war des "Sägä
Wisels" Tochter, der zurzeit grösster Sentenbauer im Muotathal und
Sägereibesitzer war. Das war auch einer von denen, die ins Welschland zu Fuss
gingen, um das Vieh zu verkaufen, einmal kam er mit einem Stocke heim und
sagte, das sei ein teurer Stock, weil er für das Vieh fast nichts gelöst hatte.
Der Verblichene ging in jungen Jahren auf die Alp Tröligen, um sein Vieh zu
besorgen. Er liebte die Alp und die Berge. In der Zwischenzeit schnitzte er.
Eine ganze Reihe Schlüssel und Ruchebetteli, je aus einem Stück Holz mit einem
gewöhnlichen Messer geschnitzt, legen für seine Kunstfertigkeit Zeugnis ab.
1883, mit 22 Jahren ging Vater Suter nach Rom und trat dort mit einem Nachbar
in die Schweizergarde ein, wo er nur neun Monate Dienst tat, da er infolge
Krankheit wieder Abschied nehmen musste.
Abb. 2: Austrittszeugnis der Schweizer Garde vom 2. August 1884. |
1886 ging Vater Suter nach Deutschland, um als geschätzter Schweizer sein Brot zu verdienen. Er unternahm dann Reisen nach Köln, sah den Kölner Dom und in Trier verehrte er den ausgestellten hl. Rock unseres Herrn Jesu Christi, ebenfalls gelangte er nach Holland und Paris und bestieg den Eiffelturm gleichwie in Rom die St. Peterskuppel. Die Meistersleute in Deutschland bewahrten dem Melker Alois die Treue und bis zum Anfang des 1. Weltkrieges dauerte der Briefwechsel an. Durch 4 Jahre versah er zwei Stellen in Krefeld und Kempten, krankheitshalber musste er sein Wirkungsfeld verlassen, das ihm so lieb geworden war. Die Kost tat es ihm nicht, es war nicht Schweizerkost. Auf einer späteren Romreise nahm Vater Suter sein 6-bässiges Orgeli mit, um seinen Kameraden, Franz und Bernardin Betschart (genannt Eggelis) einige frohe Stunden in der Kantine der Schweizergarde zu bereiten. Er musst zum Beispiel 3 man nacheinander den gleichen Mazurka spielen. Mancher Gardist wischte sich die feucht gewordenen Augen aus (Der Mazurka wurde nachher Heimwehtänzli genannt). Die Fotos von diesem Römeraufenthalt sind noch vorhanden. Alois Suter konnte in der Kantine frei logieren. Oberst de Courten meinte, er sei ja auch Gardist gewesen und habe seine Sache gut gemacht.
In Muotathal war
Vater Suter der erste, der über ein Velo verfügte, ebenso der zweite, der eine
Handharmonika besass. Mit diesem Orgeli stellte sich der Heimgegangene seinen
Landsleuten zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten zur Verfügung,
um Abwechslung und Lustigkeit zu verbreiten. Der Lisäbethler wurde mit seinem
8-bässigen (Anm. LS: Alois Suter hat zeitlebens nur auf einem 6-bässigen gespielt)
Orgäli unzählige Male nach allen Richtungen über die Muotathalergrenze hinaus
berufen, denn er machte eine Musik, die heute leider fast nirgends mehr zu
hören ist. Mit der lieblich schönen Weise und der Taktmässigkeit seiner Musik
bezauberte er seine Zuhörer, so dass auch das hartnäckigste Tanzbein nicht
widerstehen konnte. Ja man darf ruhig sagen, Alois war ein wahrer Künstler in
diesem Fache, es war für jung und alt ein gehöriger Ohrenschmaus. Nur mit
Wehmut denkt man an die vielen und gemütlichen Abende, die wir mit ihm
verlebten, schreibt ein Nachbar. Viel zu schnell war es wieder Morgen und Alois
musste, solange er Siegrist war, manchmal mit seinem Fahrrad im Eiltempo dem
Tale zu, um seinem Amte vorzustehen.
Abb. 3: Ausschnitt aus dem Nachruf in der Schwyzer Zeitung vom 19. Mai 1950. |
Vater Suter hatte Freude an grossen Fusstouren, auch dann, als er Post oder Bahn hätte benutzen können. In 15 Sprachen lernte er das Vaterunser und Ave Maria. 1896 verheiratete sich Alois Suter mit der währschaften Bauerntochter Aloisia Pfyl von Ried-Muotathal. Dann bewirtschaftete er sein väterliches Heimwesen untere Meienen und war, wie bemerkt Siegrist, 25 Jahre stand er treu im Amte. Zuerst betrug der Lohn 80, dann 100 und 120 Fr. Beim neuen Kirchenbau hatte er soviel Arbeit, dass es ihm zu 250 Fr. "langte". 1918 befiel ihn eine schwere Herzkrankheit. Mit Wehmut gab er deshalb das Siegristenamt auf. 1907 verlor er durch den Tod seine liebe Gattin, drei Kinder im Alter von 5 bis 11 Jahren hinterlassend. Damals sagte Dekan Schmid zu ihm, nun müsse er zu seinen Kindern auch noch Mutter sein und in der Tat wurde er es. Mit Liebe hat er sie zu brauchbaren Menschen erzogen. Vater Suter verfügte über ein selten gutes Gedächtnis. Von Jugend an liebe er abgerufene Münzen. Durch sein Selbststudium kannte er im Laufe der Jahre die Münzen fast aller Staaten. Besonders ging sein Interesse nach Schweizergeld und päpstlichen Münzen.
Abb. 4: Alois Suter mit unbekanntem Büchler. |
(In Rom forderte S. Eminenz Kardinal Mezzofanti Alois Suter auf, einige Stücke auf der Orgel zu spielen. Da war der Schweizer verlegen und spielte religiöse Lieder. Da sagte der Kardinal: Spielen Sie alles Schweizerstücke. Als Lohn gab er ihm einen rosaroten Rosenkranz mit grossen Perlen.) Als Kinderfreund spielte er diesen gerne St. Nikolaus. Seine Vorliebe ging nach frischem Brunnenwasser. Er hatte zeitlebens zum Waschen keine Seife gekauft. Er ging bis er mehr als 50 Jahre alt war das ganze Jahr hindurch ohne Socken oder Strümpfe und hatte seiner Lebtag nie Gliedersucht. Im Jahre 1919 verkaufte er sein Heimwesen, da sich die Söhne anderen Berufen widmeten. Im Jahre 1929, als die Schwalben nisteten, zog auch Vater Suter aus zu seinem Sohne nach Schwyz-Kaltbach und nun haben sie noch 20 Jahre zusammen in Eintracht gelebt. Während dieser Zeit hatte er eine schwere Operation und anderweitige Krankheiten in der Familie durchzumachen, was er alles mit christlichem Starkmut und ohnne Murren und Klagen aus der Hand Gottes annahm.
Abb. 5: Portrait, Datum unbekannt |
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