Dienstag, 14. Februar 2012

Ein eigenartiger Code, Teil 2

Die Schwyzerorgeln wurden bei der Fa. Eichhorn schon früh nach der Firmengründung 1886 in Kleinserien hergestellt. Die Arbeit wurde, wie es in einem Manufakturbetrieb typisch war, in verschiedene Arbeitsschritte aufgeteilt: Schreinerei, Herstellung und Montage der Mechanik, Balgherstellung, Stimmenbearbeitung wie Stemmen, Vorstimmen und Einpassen der Stimmplatten, Stimmen, Endmontage und Schlusskontrolle.

In guten Zeiten waren über 20 Angestellte in den verschiedenen Abteilungen tätig. Das Stimmen der Instrumente war jedoch bis zur Übernahme der Firma durch Werner Greuter im Jahr 1990 ausschliesslich Aufgabe von Angehörigen der Familie Eichhorn. Aus den vorbereitenden Abteilungen wurden die Bass- und Diskantteile in die Stimmstube geliefert. Damit für die Endmontage klar war, welches Bassteil zu welchem Diskantteil gehört, mussten diese mit Signaturen versehen werden. Ein weiterer Grund für das Signieren der Instrumente war, dass Alois Eichhorn-Steiner und seine Nachkommen akribisch Buch über die Herstellung der Instrumente geführt haben.

In chronologischer Reihenfolge waren folgende Angehörige der Familie Eichhorn für das Stimmen zuständig und haben die Instrumente mit Signaturen versehen (Abb. 1 bis 4 aus Ernst Roth: Schwyzerörgeli.Altdorf 2006):

 Abb1. Alois Eichhorn-Steiner (1865 - 1953, Firmengründer), stimmt und signiert Instrumente bis ca. 1925.

Abb. 2 Alois Eichhorn-Reichmuth (1894-1939, Erster Sohn von Alois Eichhorn-Steiner), stimmt und signiert Instrumente ab ca. 1920 bis zu seinem frühen Tod 1939. Sein Bruder Josef muss seine Ausbildung in Engelberg abbrechen und in der Firma seinen Bruder ersetzen.

Abb. 3 Josef Eichhorn (1897-1982, Zweiter Sohn von Alois Eichhorn-Steiner), stimmt und signiert Instrumente ab 1939 bis ca. 1950

Abb. 4 Alois Eichhorn (1924-2005, Sohn von Alois Eichhorn-Reichmuth), stimmt und signiert Instrumente ab ca. 1945 bis zu seinem Todesjahr 2005, ab 1990 gemeinsam mit Werner Greuter.

Anhand der Eigenschaften der Schriftzüge können wir auf die Person schliessen, welche die Signatur angebracht hat. Das folgende Beispiel (Abb. 5) zeigt eine Signatur in Sütterlin-Schrift, wie sie von Alois Eichhorn-Steiner geschrieben wurde.In diesem Fall kann mit Sicherheit gesagt werden, dass die Signatur von Alois Eichhorn-Steiner angebracht wurde, da zum Zeitpunkt der Entstehung dieses Instruments die Firma noch in der Gründungsphase war und Alois noch kaum weitere Angestellte hatte.

Abb. 5 Signatur N 7 von Alois Eichhorn-Steiner
Abb. 6 Instrument um 1890 mit der Signatur N7
Abb. 7 Signatur von Alois Eichhorn-Steiner
Abb. 8 Signatur von Alois Eichhorn-Reichmuth
Abb. 9 Signatur von Josef Eichhorn. Auffallend
ist die grosse Schrift, was daher kommt, dass Josef
ein Augenleiden hat und daher schlecht sieht.
Abb. 10 Signatur von Alois Eichhorn  (1924-2005)


In Teil 3 dieser Beitragsfolge wird auf die Bedeutung der einzelnen Elemente des Codes eingegangen werden.