Samstag, 9. März 2013

Emil Schelbert (Jörätönuls)

Abb.1: Emil Schelbert, Aufnahme Ende  1980er-Jahre an einer Geburtstagsfeier. 
Emil Schelbert wurde am 14.7.1912 als Sohn von Georg-Anton (Jörätönul ab Rössli) und Elise Schelbert-Föhn (Kronenwirts) in Muotathal geboren; er starb in seinem 91. Lebensjahr am 11.10.2002 in Muotathal. Die Eltern führten eine Fuhrhalterei. Das musikalische Talent hatte er von seinem Vater geerbt, der im Militär bei den Tambouren eingeteilt war und der zu den frühen Musikanten auf dem Schwyzerörgeli im Muotatal gezählt werden kann. Emil besass eine 18-bässigen Es-Orgel von Alois Eichhorn. Mit solidem Taktgefühl trug er seine Tänze auf einzigartige, zart anmutende Weise vor.

Abb. 2: Georg-Anton Schelbert (Jörätönul ab Rössli, 21.3.1881-28.6.1960) in der Mitte mit Handorgel.
Im Folgenden wird der Nachruf, der am 9. November 2002 im Bote der Urschweiz erschienen ist, in ungekürzter Form wiedergegeben. Er ist von den beiden Enkelinnen Sandra und Marlen im Muotathaler Dialekt verfasst.

+ Emil Schelbert-Suter, Muotathal
Dr Grosdädi isch am 14. Juli 1912 als Sohn vom Georg-Anton und dä Elise Schelbert-Föhn a dr Wilstrasse uf d Welt cho. Zämä mit äm Schorsch und sinä vier Schwöschtärä, am Lisi, Berteli, Rosi und äm Trudy, hed er ä schöni Kinderzyt chönä erläbä.

Abb. 3: Aufnahme aus den 1920er-Jahren am Muota-Damm, im Hintergrund das Alte Schulhaus von Wil, Muotathal. Personen von links nach rechts: Bürgler Lina (Buuräbeckä), Emil Schlbert (Jörätönuls), ev. Niederist Marie (Wichlers), Schelbert Anny (Früttelers Anny), Gwerder Alois (Buuräbeckä), ev. Lisbeth Schelbert, Gwerder Olga (Buuräbeckä).
Am 15. Juli 1950 hed är sini grossi Liäbi, ds Märtälis Agnes, ghüratät. "I näm sie grad nu einisch", hed är nu vor kurzäm gseid. Äs isch äs Doppelhochsig mit sinärä Schwöschter, äm Lisi, und Franz-Domini gsi. Nach zwei Jahr heds Grosi ihrä erschti Sohn, dr Emil geborä. Dadrufab sind scho gli d Lisä, dr Edgar, d Neesä und d Marie nachächo. Ä ihnä isch är immer ä sehr ä liäbä und fürsorglichä Vater gsi. Mängsmal hed är sini Chind mitgnu, sigs i d Zirkus, ufänä Uusflug oder is Schwert ufä, und häd nä gärä immer äs Chräpfli zahlt. "Äs rüüt mi gar nüd", hed er immer gseid. Mit Stolz hed är mängsmal sini Gschichtli, sigs übers Holzä, Handörgälä, Militär und sinä Ross, äm Fanny und äm Choli, verzelt. Mit sinä Ross hed är um diä 40 Jahr d Liichäfuär im Thal gmacht. Mängä strängä Winter hed är mit äm Schorsch gholzät. Einisch hed är üs verzellt, wie är mit äm Schorsch i dr Ruässalp eini vo dä gröschtä Tannä im Thal, ä 16 kubikmetärigi, vo Hand isch go sagä und mit äm Ross und Schlittä uf z Sagä is Thal gmännt hed.

Abb. 4: Emil Schelbert mit Wagen, Pferd und Trämel.
Voller Kraft isch üsä Grosdädi gsi. Gärä hed  är verzellt, wie när mit acht Zentner Zement mit Ross und Wagä bis i Schwand-Bodä gmännt hed, und das glich au i Goldplangg und andärä Alpä. Vo däd hed är äm Ross drü Zentner ufpaschtet und ei Zentner hed är sälber uf d Achslä gnu und uf Waldi ufätreid, und das zweimal. Vom Zentner heig är ä Füfliber gha. Wiit umä sind dr Grosdädi und dr Schorsch als diä "starchä Schelbertling" bekannt gsi. I dr Friizyt isch är am liebschtä mit äm Grosi zämä äs Uusflüügli go machä. Mit äm Jeep sinds mängisch uf Einsiedlä, uf Illgau is Sigrischtä-Huus oder am Grosi zliäb is Lampietti äs Kafi go trinkä. Sis Liäblingsdessert Meräng und Nidlä mitumä Kaffee Schnaps hed au niä döfä fählä. Dr Grosdädi isch ä sehr ä guätä Musikant gsi. Si Eigeart, diä Tänz z spilä, sind speziell und einzigartig gsi. Gärä hed är im "Rössli" hindä Musig gmacht, wo si Vater, dr Jörätönul ufgwachsä isch. Au bi üsnä Familifäschtli hed z Orgäli niä dörfä fählä. Ä bsundäri Freud hed är a sinä Groschindä gha. Du hesch immer gstrahläd, wänn du vo üs Bsuäch gha hesch. Ä liebärä Grodsdädi chönntid miär üs nüd vorstellä. I dem Jahr hesch du di 90. Geburtstag bi guäter Gsundheit im Kreis vo dinä Liäbschtä chönnä fiirä. I dä letschtä Täg hesch du gmerkt, dass dini Chraft langsam z End ghad. Im Bisii vo dinärä liäbä Frau, dinä Chind und äm Schorsch hesch du friedlich chönnä ischlafä. Grosdädi, miär dankid diär für dini liäbi, herzensguäti Art, wo du üs als Vorbild immer wieder gschänkt hesch. Miär werdit dich niä vergässä. Dini Grosschind Sandra und Marlen.


Abb. 5: Eidgenössisches Trachtenfest 1961 in Basel. Personen von links nach rechts: Wildheuer unbekannt,  Alois Föhn (Jörä Wyseli), Emil Schelbert (Jörätönuls). Von diesem Tag wird berichtet, dass der Umzug nur sehr zäh vorwärts gegangen sei. Nach längerem Warten sei es den beiden Musikanten zu bunt geworden. Sie setzten sich an den Strassenrand und begannen zu musizieren. Als es dann endlich weiterging, steckte eine alte, gebrechliche Frau den beiden Musikanten einen Fünfliber zu mit dem Kommentar, dies sei jetzt einmal eine schöne Musik gewesen.
Link zu Musikbeispiel: Emil Schelbert solo spielt den Feldweibel-Marsch

Dank geht an Edgar Schelbert, Muotathal, der die Fotografien für diesen Bericht zur Verfügung gestellt und mir einen Einblick in das Leben seines Vaters verschafft hat.