Rees Gwerder wurde am 30. Juli 1911 in Muotathal geboren und starb am 4. Januar 1998 in Arth. Es wurde über ihn bereits viel geschrieben, weshalb es sich erübrigt, hier das bereits gesagte zu wiederholen. Die Links am Ende dieses Blogs verweisen auf Beiträge zu seinem Leben und zu seiner Musik.
Abb. 1: Rees Gwerder Ende 1920er Jahre (Quelle: Archiv von Cyrill Schläpfer) |
Wie ich Rees kennen gelernt habe
Rees Gwerder (und Cyrill Schläpfer) verdanke ich es, dass ich mir einen Kindheitstraum erfüllen konnte. Bereits als kleiner Knopf war ich von Schweizer Volksmusik begeistert. Zu meinem regelmässigen kulturellen Pflichtprogramm gehörten die Volksmusiksendungen am Radio Beromünster/DRS, u.a. die Sendung "E Chratte voll Platte" am Sonntag-Nachmittag. Nach Angaben meiner Eltern war es ein Ding der Unmöglichkeit, mich vor Ende dieser Sendung für den Sonntags-Spaziergang zu bewegen. Meine Freude am Klang der Handharmonika war schon damals gross, und an einer Weihnacht Ende der 60er-Jahre erhielt ich von meinen badischen Grosseltern eine einreihige Hohner Handharmonika. Leider wusste ich mit dem Instrument nicht viel anzufangen. Im Verwandten- und Bekanntenkreis wurde das Musizieren nicht gepflegt und mein Interesse für das Instrument stiess auf wenig Verständnis. Bis auf ein paar Kinderlieder, konnte ich dem Instrument keine Melodien entlocken. So ganz ohne Unterstützung und Anregung verleidete mir die Sache, das Instrument verstummte und verschwand irgendwann auf dem Estrich. Vielleicht wäre alles anders gekommen, hätte ich nicht einen Primarlehrer gehabt, der wunderschön die Geige spielte. Dieses Instrument stiess auf wesentlich mehr Anerkennung und Förderung bei meinen Eltern, die zwar von bäuerlich-handwerklicher Herkunft waren, jedoch bürgerliche Ambitionen hegten. Schnell war eine Lehrerin und später ein Platz in der Musikakademie gefunden und ich erlernte das Geigenspiel mit viel Fleiss und leidlichem Talent. Ganz glücklich wurde ich allerdings nie damit und trotz einiger Erfolge gab ich die Violine nach meiner Rekrutenschule auf.
Es war im Jahr 1993, als ich in einer Sonntags-Matinee im Kino Camera in Basel den Film Ur-Musig von Cyrill Schläpfer das erste Mal sah. Beim Hören der Musik stand mir der Atem still, die Augen wurden feucht und auf einen Schlag mir völlig klar, solch eine Musik wie sie der Rees macht, will ich auch machen. Voller Tatendrang griff ich am nächsten Tag zum Telefon, um Rees Gwerder anzurufen.
Erster Versuch:
Telefonnummer am Wählrad (!) einstellen, piep piep piep ... Gegenseite nimmt den Hörer ab
"..." (Stille)
"Jä hallo, do isch dr Lukas Stammler us Basel"
"............." (Stille, Geräusche im Hintergrund)
"Hallo, isch öpper am Apparat"
"............" (Stille)
"Jä, hallo ..."
"............" (Stille), Telefon wird aufgehängt.
Etwas verwirrt starte ich den zweiten Versuch:
Telefonnummer einstellen, piep piep piep ... Gegenseite nimmt den Hörer ab
"....." (Stille)
"Jä hallo, do isch dr Lukas Stammler us Basel"
" Hä....." (raue Stimme)
"Joo, do isch dr Lukas Stammler us Basel"
"Ähää......"
"Wär isch am Apparat?"
"........" (Stille), Telefon wird aufgehängt
Ich stelle fest, dass hier eine gewisse Hartnäckigkeit von Nöten ist und starte den dritten Versuch:
Telefonnummer einstellen, piep piep piep ... Gegenseite nimmt den Hörer ab
"....." (Stille)
"Jä hallo, do isch dr Lukas Stammler us Basel"
"Wär isch do?"
"Lukas Stammler us Basel"
"Vo wo bisch?"
"Vo Basel"
"Ähä, es chömmäd öppä settigi us Basel zu mir"
"Jä......, bisch du dr Rees"
"Was willsch?"
"I ha dä Film mit dir gseh, Ur-Musig und jetzt will i lehre örgele wie du duesch."
"Örgälä lehrä wottsch?"
"Jo."
"Was chasch?"
"Nüt channi, bi e bluetige Afänger."
"... Chumm wider wenn d öppis chasch." Telefon wird aufgehängt.
Nun, das war nicht sehr ermutigend. Wie es weiterging erspare ich dem geneigten Leser. Soviel sei verraten: Knapp ein Jahr später war ich das erste Mal bei Rees im Unterricht.
Abb. 2: Rees Gwerder zuhause auf dem Gängigerberg (Quelle: Archiv Cyrill Schläpfer) |
Links:
Rees Gwerder auf YouTube