Instrumente der Spitzenklasse sind selten und daher gesucht. Alte, nach traditioneller Handwerkskunst gefertigte, Instrumente der Spitzenklasse sind noch seltener. Deshalb werden von Händlern aus ganz normalen, zweitklassigen Instrumenten, gerne Instrumente der Spitzenklasse gemacht. Sie fragen sich, wie das geht? Ganz einfach. Man fälscht Merkmale von Instrumenten der Spitzenklasse und montiert sie an zweitklassige Instrumente. Et voilà! Der unerfahrene Liebhaber lässt sich ja noch so gerne ein X für ein U vormachen und lässt dafür auch gerne einen Tausender oder mehr springen. Schon nur wegen der Intarsie am Balgrahmen oder der Beschilderung des Instrumentes hört der feinfühlig Suchende Finessen in der Tonqualität und fühlt eine schon fast göttliche Ansprache der Stimmen, die mit anderen Äusserlichkeiten des Instrumentes niemals erfühlt werden könnten. Dem Händler kann es nur recht sein. Eine echte Win-Win-Situation.
Ein sehr beliebtes Merkmal für Fälscher sind die Schilder der Instrumente; Jos. Nussbaumer-Liebhaber können ein Lied davon singen. Aber auch Eichhorn-Orgeln sind in zunehmendem Masse von diesem Übel betroffen. So gelten z.B. Instrumente mit dem Schild <A. Eichhorn und Söhne, Handharmonika-Fabrik, SCHWYZ> als Spitzeninstrumente, da effektiv in der Zeit, in der dieses Schild verwendet wurde (ca. 1917-1925/1930) zahlreiche Spitzeninstrumente die Eichhorn-Manufaktur verliessen. Die hohe Qualität verdanken wir vermutlich vor allem der Tatsache, dass in dieser Zeit die Konkurrenz zum unübertroffenen Josef Nussbaumer sehr gross war. (Es sei an dieser Stelle einem Eichhorn-Liebhaber erlaubt, zuzugeben, dass Jos. Nussbaumer auch ganz passable Instrumente gebaut hat.)
Im folgenden zwei Beispiele für gefälschte Schilder. Im ersten Fall (Abb. 1 bis Abb. 3) ist dem Schreibenden nicht ganz klar, ob hier ein Glockenschild für ein Haustür seine Bestimmung verfehlt hat. Im zweiten Fall (Abb. 4) muss man zugeben, dass der Fälscher - oder die Fälscherin, das gibt es nämlich auch - sich doch etliche Mühe gemacht hat. Aber eben, die Kunst liegt im Detail. Schauen sie selber.
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Abb. 1: Dieses Schild erhalten Sie bei Mister Minit in 10 Minuten. Mit der Fa. Eichhorn hat es allerdings überhaupt nichts zu tun. |
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Abb. 2: Die Montage des Schildes an der Frontseite des Bassverdecks und vom Balg her lesbar. So ist recht! Bravo. |
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Abb. 3: An dieser Stelle hätte man besser ein Briefkastenschild <Handharmonikafabrik, JOS. NUSSBAUMER, Bachenbülach (Ct. Zürich)> angebracht. Dann hätten wir eine A. Eichhorn plus Jos. Nussbaumer.... das macht dann gleich, je nach Temperament und Potenz zwei bis ??? Tausender mehr. |
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Abb. 4: Das Schild zuoberst wurde an einem Instrument gesehen, das erst kürzlich auf ricardo.ch versteigert wurde. Zu erkennen, dass es sich dabei um eine Fälschung handelt, bedarf es eines kritischen und informierten Auges. Danke an GH, dass er mich darauf aufmerksam gemacht hat. Das Schild in der Mitte ist das Original, das Schild zuunterst ist das Ersatzschild, dass die Fa. Eichhorn seit ein paar Jahren auf Wunsch montiert. Wenn man auf die Details achtet, ist die Nachahmung leicht zu Identifizieren: Das Schild ist kleiner als das Original, was am hellen Holzsaum zu erkennen ist (Pfeil); die Strichdicke der Buchstaben ist zu fein, die Positionierung der 3. Zeile <SCHWYZ> im Vergleich zur 2. Zeile stimmt nicht (rote Linien), der Ring um das Loch für die Montagestifte fehlt (Pfeil) und die Montagestifte sind nicht originalgetreu. Aber... es handelt sich um eine aufwändig geätzte Kopie, nicht um eine billige Gravur. Insofern Chapeau! |
Links zu älteren Beiträgen zu diesem Thema
Schilder der Firma Eichhorn, Schwyz
Nachtrag zu Schilder der Firma Eichhorn, Schwyz