Freitag, 25. Mai 2012

Die zweireihige Alois Eichhorn No. 144, 4. Juli 1896

In der Gesamtkonstruktion hat das vorliegende Instrument von Alois Eichhorn-Steiner viele Ähnlichkeiten mit den mehrreihigen Urmodellen von Bärtschi (Riggisberger), Christen (Affolterli), Lüdi etc. Das Griffbrett der Melodieseite ist allerdings wesentlich weniger hoch gestuft und die Tonreihen sind gegeneinander versetzt, was den Wechsel zwischen beiden Tonreihen erleichtert. Vermutlich wurden die Instrumente mit den hohen Stufen wie einreihige Instrumente gespielt und bei Tonartwechsel die Reihe gewechselt, während bei der Konstruktion, wie sie hier vorliegt beide Reihen jederzeit zur Verfügung stehen.

Ausnahmsweise ist das Instrument vollständig datiert.Die Signatur <No 144, 4. Juli, 96> (Abb. 10) eröffnet allerdings neue Fragen: Hat Alois Eichhorn in den ersten 10 Jahren nach der Firmengründung bloss 144 Instrumente hergestellt, also etwa 14 Stück pro Jahr? Warum hat er hier eine andere Art der Signatur verwendet, wenn bereits bei älteren Modellen die Code-Elemente Buchstabe und Zahl vorhanden sind? 

Abb. 1: Instrument von vorne. Diskantverdeck entfernt. Zwei Reihen Melodie mit je zehn Tönen diatonisch sowie vier diatonische Bässe umfassen das musikalische Spektrum von Tonika-Dominante-Subdominante. Die beiden Tonreihen der Melodieseite sind gegeneinander versetzt. Das Instrument scheint weitgehend im Originalzustand zu sein. Eine äusserlich erkennbare Herrstellerbezeichnung (Beschriftung) ist nicht vorhanden.

Abb. 2: Melodieseite. Gestuftes Griffbrett. Erkennbar sind zwei behelfsmässige, nachträglich Angebrachte Tasten für Hilfstöne. Die Taste für den unteren Kreuzton besteht aus einem zugebogenen Nagel.

Abb. 3: Melodieseite in Aufsicht. Schalldeckel und Griffbrett aus Erlenholz.


Abb. 4: Melodieseite hinten.

Abb. 5: Melodieseite vorne. Die Melodietasten sind aus Porzellan. Das Luftloch in die Kanzelle des oberen nachträglich hinzugefügten Kreuztones ist mit Klebeband verschlossen (oberste Luftklappe). Die Mechanik ist nicht mehr vollständig erhalten.

Abb. 6: Detail Melodieseite vorne. Mechanik der unteren, nachträglich angebrachten Hilfstaste.
Abb. 7: Melodieseite von Innen. Das Instrument ist zweichörig.  Der zweite Chor liegt auf Stimmstöcken, ein Kastenbau ist nicht vorhanden. Die Stimmplatten der Originalstimmen bestehen aus Messing, die Stimmzungen aus Neusilber.  Beachte die nachträglich angebrachten Stimmen aus Zink (Stimmplatte) und Messing (Stimmzunge) für je einen der später eingebauten Hilfstöne unten rechts und unten links (Dix-Stimmen).

Abb. 8: Bassseite mit Bassverdeck (links) und Luftknopf rechts oben. Das Bassverdeck ist klein, weil die Bassmechanik nur wenig Platz einnimmt. Alle bassseitigen Tasten sind aus Messing gefertigt.


Abb. 9: Basseite von Innen. Grundbass zweifach, Begleitbass vierfach.  Verwendung von Dreiklang-Stimmplatten für den Durakkord wie bei den Langnauerli, Riggisberger- und Christen-Örgeli.

Abb. 10: Detailaufnahme: Signatur auf der Bassseite: No 144, 4. Juli, 96 von Alois Eichhorn-Steiner.  

Alle Fotografien LS, Instrument aus der Privatsammlung von BZ

Montag, 21. Mai 2012

Neues aus der Welt der Schilder der Fa. Eichhorn, Schwyz

Instrumente der Spitzenklasse sind selten und daher gesucht. Alte, nach traditioneller Handwerkskunst gefertigte, Instrumente der Spitzenklasse sind noch seltener. Deshalb werden von Händlern aus ganz normalen, zweitklassigen Instrumenten, gerne Instrumente der Spitzenklasse gemacht. Sie fragen sich, wie das geht? Ganz einfach. Man fälscht Merkmale von Instrumenten der Spitzenklasse und montiert sie an zweitklassige Instrumente. Et voilà! Der unerfahrene Liebhaber lässt sich ja noch so gerne ein X für ein U vormachen und lässt dafür auch gerne einen Tausender oder mehr springen. Schon nur wegen der Intarsie am Balgrahmen oder der Beschilderung des Instrumentes hört der feinfühlig Suchende Finessen in der Tonqualität und fühlt eine schon fast göttliche Ansprache der Stimmen, die mit anderen Äusserlichkeiten des Instrumentes niemals erfühlt werden könnten. Dem Händler kann es nur recht sein. Eine echte Win-Win-Situation.

Ein sehr beliebtes Merkmal für Fälscher sind die Schilder der Instrumente; Jos. Nussbaumer-Liebhaber können ein Lied davon singen. Aber auch Eichhorn-Orgeln sind in zunehmendem Masse von diesem Übel betroffen. So gelten z.B. Instrumente mit dem Schild <A. Eichhorn und Söhne, Handharmonika-Fabrik, SCHWYZ> als Spitzeninstrumente, da effektiv in der Zeit, in der dieses Schild verwendet wurde (ca. 1917-1925/1930) zahlreiche Spitzeninstrumente die Eichhorn-Manufaktur verliessen. Die hohe Qualität verdanken wir vermutlich vor allem der Tatsache, dass in dieser Zeit die Konkurrenz zum unübertroffenen Josef Nussbaumer sehr gross war. (Es sei an dieser Stelle einem Eichhorn-Liebhaber erlaubt, zuzugeben, dass Jos. Nussbaumer auch ganz passable Instrumente gebaut hat.)

Im folgenden zwei Beispiele für gefälschte Schilder. Im ersten Fall (Abb. 1 bis Abb. 3) ist dem Schreibenden nicht ganz klar, ob hier ein Glockenschild für ein Haustür seine Bestimmung verfehlt hat. Im zweiten Fall (Abb. 4)  muss man zugeben, dass der Fälscher - oder die Fälscherin, das gibt es nämlich auch - sich doch etliche Mühe gemacht hat. Aber eben, die Kunst liegt im Detail. Schauen sie selber.

Abb. 1: Dieses Schild erhalten Sie bei Mister Minit in 10 Minuten. Mit der Fa. Eichhorn hat es allerdings überhaupt nichts zu tun.

Abb. 2: Die Montage des Schildes an der Frontseite des Bassverdecks und vom Balg her lesbar.  So ist recht! Bravo.

Abb. 3: An dieser Stelle hätte man besser ein Briefkastenschild <Handharmonikafabrik, JOS. NUSSBAUMER,  Bachenbülach (Ct. Zürich)> angebracht. Dann hätten wir eine A. Eichhorn plus Jos. Nussbaumer.... das macht dann gleich, je nach Temperament  und Potenz zwei bis ??? Tausender mehr.


Abb. 4: Das Schild zuoberst wurde an einem Instrument gesehen, das erst kürzlich auf ricardo.ch versteigert wurde.  Zu erkennen, dass es sich dabei um eine Fälschung handelt, bedarf es eines kritischen und informierten Auges. Danke an GH, dass er mich darauf aufmerksam gemacht hat. Das Schild in der Mitte ist das Original, das Schild zuunterst ist das Ersatzschild, dass die Fa. Eichhorn seit ein paar Jahren auf Wunsch montiert. Wenn man auf die Details achtet, ist die Nachahmung  leicht zu Identifizieren: Das Schild ist kleiner als das Original, was am hellen Holzsaum zu erkennen ist (Pfeil); die Strichdicke der Buchstaben ist zu fein, die Positionierung der 3. Zeile <SCHWYZ> im Vergleich zur 2. Zeile stimmt nicht (rote Linien), der Ring um das Loch für die Montagestifte fehlt  (Pfeil) und die Montagestifte sind nicht originalgetreu. Aber... es handelt sich um eine aufwändig geätzte Kopie, nicht um eine billige Gravur. Insofern Chapeau! 

Links zu älteren Beiträgen zu diesem Thema
Schilder der Firma Eichhorn, Schwyz
Nachtrag zu Schilder der Firma Eichhorn, Schwyz

Sonntag, 6. Mai 2012

10 Jahre Restaurant Bernerhöchi, Goldau

Am 5. Mai 2012 lud Beni Amrhein zum 10-jährigen Jubiläum des Restaurant Bernerhöchi,dem Ländlermusigbeizli in Goldau, ein. Zahlreiche Musikanten und Musikantinnen, Ländlermusikliebhaber und -Liebhaberinnen von nah und fern folgten seiner Einladung. Hier ein paar Fotoimpressionen von diesem ausgesprochen gelungenen Anlass.